Begleitend zur Einzelausstellung, die anläßlich des 70. Geburtages von Rolf-Gunter Dienst in der Stuttgarter Dependance der Galerie Schlichtenmaier vom 2. November bis zum 1. Dezember 2012 präsentiert wird, zeigen wir an dieser Stelle frühe und aktuelle Gemälde, Gouachen und Zeichnungen.
Implizieren bei den frühen Arbeiten die amorphen oder geometrisierenden Formen noch Gedanken an überdimensionale Vegetationen und Ornamente und erweist sich die Zusammenwirkung eines leuchtenden Kolorits mit mutigen Farbkombinationen als ferne Verwandtschaft mit der Pop Art, so fordern die späteren, seit den 1970er Jahren oft auf einem Grundton basierenden und in monumentalen Formaten ausgeführten Werke die Ausdauer des Malers noch intensiver heraus.
In den letzten Jahren greift Dienst die Farbenvielfalt früherer Jahre wieder auf, angelegt in geometrischen Gefügen, deren vermeintliche Ordnung sich bei genauerer Betrachtung als konstruierte Störung offenbart. Auf den von weitem monochrom erscheinenden Farbflächen werden aus der Nähe die dichten Reihungen sich zeilenartig wiederholender kalligraphischer Kürzel sichtbar. Auf diese Weise vermittelt das Bildgefüge von abstrakt-geometrischen Ordnungen und Flächen in Zusammenwirkung mit skripturalen Zeichen nicht nur Raum, Tiefe und Dynamik, sondern es impliziert Spuren von sinnlicher Affinität.
Mit seinen sehr persönlich ausgeprägten Gestaltungsmitteln gelingt es dem 1942 geborenen Rolf-Gunter Dienst eine in der Kunstgeschichte eigenständig angelegte Position zu behaupten, indem er auf einer gleichmäßig pulsierenden Farboberfläche mit dem reinen Akt des Malens in poetisch verwandter Weise die sinnlich inhaltliche Bedeutung des Bildes prägt. Da sich Dienst der Farbe in Verbindung mit skriptiven Elementen bedient, könnte man seine Werke auch als »geschriebene Malerei« bezeichnen.