Rückblick

Ben Willikens – raumverloren

27. März – 29. Mai 2021

Als Ben Willikens 2019 anlässlich seines 80. Geburtstages die Bürgermedaille der Stadt Stuttgart verliehen bekam, war die Welt noch in Ordnung. Diese Ehrung wird nur einem sehr illustren Kreis zuteil, mehr als 30 lebende Zeitgenossen können sie nicht in Händen halten. Die Liste der nationalen Auszeichnungen des Künstlers ist schon lang, mit der Stuttgarter Würdigung machte die Stadt auch deutlich, wie stolz sie darauf ist, einen so bedeutenden Künstler in der Stadt zu haben. Geboren in Leipzig, wo er mit dem Ende des zerstörerischen Weltkriegs seine existenzialistische Prägung erhielt, studierte Willikens zwar in Stuttgart, seine Lebensmittelpunkte waren aber durch seine Professuren in Braunschweig in München woanders. Studien- und Stipendienaufenthalte in London, Florenz und Rom ließen auch nicht erkennen, dass er sich schließlich und dauerhaft in Stuttgart niederließ, wo er bis heute lebt – wenn er sich nicht in seinem stattlichen Refugium im Hohenlohischen aufhält.
Die Galerie Schlichtenmaier erfüllt sich einen – auch von Ben Willikens - lange gehegten Wunsch und zeigt etwa 50 Arbeiten des Malers, die weitgehend in den Jahren seit 2019 entstanden sind. Zwei Großformate aus den Jahren 2011 und 2012 sowie einige aktuelle Mittelformate erinnern noch an seinen klassischen Stil und seine strenge Raumordnung, die ihn berühmt gemacht haben. Vom »Abendmahl« (1976–79) bis hin zum »Leipziger Firmament« (2013–14) zieht sich eine Erfolgsgeschichte durch dieses Schaffen: Der akkurate, menschenleere und an Samuel Becketts Bühne orientierte Raum wurde sein Kennzeichen, das Grau in unzähligen Nuancen bis hin zu feinsinnigsten Farbtönungen seine Bildsprache. Wesentlich für die neuen Arbeiten, die ganz neue Töne anschlagen, ist zum einen die Öffnung des anonymen Raums zugunsten der erlebbaren Umgebung: Unter dem Titel »Floß« entstehen seit rund zehn Jahren Fotoprints im Kontext des eigenen Ateliers, über die sich eine betont malerische Pinselführung zieht. Als würde sich der Raum als Anmaßung der Begrenzung in eine luftigere, freiere Dimension erweitern, blickt Ben Willikens in seinen Leinwandarbeiten nun auch von außen auf den Raum. Er wird konkret fassbar in den sogenannten Räumen der Moderne, die konkret benennbar werden, sowie in der Serie mit einem Hafengebäude in Amsterdam. Es scheint, als würde Willikens auf die Pandemie mit seiner wirkungsmächtigen, im Duktus nun sichtbaren Handschrift reagieren, die betont gegen die selbst auferlegte Ordnung rebelliert.
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