Willi Baumeister
Scherzo (Riesen Abschied I), 1948
Öl, Kunstharz, Spachtelkitt, teils gekratzt, auf Karton
46 × 54 cm
signiert und datiert o. r.: Baumeister 7.48; verso datiert und betitelt: Scerzo 7.48
(BAUMEW/M 165)
verkauft
Provenienz: Sammlung Else Bitter, Bielefeld; Privatsammlung, Rheinland
Literatur: Peter Beye / Felicitas Baumeister. Willi Baumeister. Bd. II., Werkkatalog der Gemälde, Ostfildern 2002, Nr. 1320, Abb. S. 518; Will Grohmann. Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln, 1963, Nr. 691 mit Abb.
Will Grohmann hat in seiner 1963 erschienenen Monographie das Baumeister-Gemälde »Scherzo« trotz des von der Musik angeregten Titels der Werkgruppe »Urzeitgestalten« (entstanden von 1946 bis 1949), zu denen auch die »Riesen« gehören, zugeordnet. Die dafür entwickelte motivische Formerfindung wird aus einem zuvor gemalten Werk bildnerisch zitiert und in diesem 1948 entstandenen Gemälde in der Mitte der oberen Bildhälfte verkleinert wiedergegeben – als Bild im Bild. Das Kompositionsschema wird von sich teilweise kreuzenden Linien, unterfangen von akzentuiert in Gelb, Orange, Hellviolett und Grün gesetzten Farbinseln, dominiert, was für eine Belebung des Bildgefüges sorgt. Die für Baumeisters Malweise typische Behandlung der Oberfläche mit Spachtelkitt kommt auch hier in der reliefhaften Modellierung auf äußerst haptische Weise zum Tragen. Den unteren Bereich durchfurcht er mit »Kammzug«, eine Technik, die er zwischen 1944 bis 1955 immer wieder in seinen Gemälden auftauchen lässt. Dieses experimentelle Verfahren ermöglicht eine abstrahierte Räumlichkeit unter Verzicht auf jegliche gegenständliche Bezugspunkte. In der Nachkriegszeit ist bei Baumeister die lebensbejahende Attitüde zwar werkprägend und allgemein festzustellen, jedoch besitzt dieses Gemälde eine noch intensivere heitere Stimmung.