Ralph Fleck
Sozialpalast WM 2006, 2016
Öl auf Leinwand
200 × 200 cm
verso signiert, datiert und bezeichnet
(FLECKR/M 120)
Preis auf Anfrage
Im Rausch der Farben wird der Reiz des Gegenständlichen zum eigentlichen Motiv. Es ist zunächst unerheblich, dass Ralph Fleck mit dem Gemälde "Sozialpalast WM 2006" einen sozialen Brennpunkt monumental in Szene setzt: Unter dem Motto "Wohnen am Kleistpark" in Berlin Schöneberg errichtete der Architekt Jürgen Sawade und andere 1974-77 den damals mustergültigen, sechsgeschossigen Wohnkomplex für über 500 Wohneinheiten à vier Personen. Dass der Bau, der bald im Volksmund "Sozialpalast" genannt wurde, angesichts sozialer Missstände und Vandalismus im Laufe der Zeit verkam, liegt auf der Hand, so dass um die Jahrhundertwende sogar der Abriss des Betonriesen zur Diskussion stand. Was Fleck interessierte, war zum einen die Struktur der Balkonfront, die in zahllosen Zellen aufgeteilt scheint, die wiederum alle für sich kleine Kosmen von Dingen (Vorhänge, Satellitenschüsseln) und Baudetails (Brüstungen, Fenster) aufzeigen. Zum anderen nutzte er die Fußball-WM 2006 dazu, die an sich öde Kulisse zu einer prächtigen Farbsymphonie umzuwandeln. Die Realität wird eine andere gewesen sein - dem Künstler ging es sicher primär, wenn nicht ausschließlich, um die Farbakzente. Der hohe Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund kommt durch die unterschiedlichen Flaggen zum Ausdruck. Was jedoch wie eine Dokumentarfotografie aussieht, ist bei näherer Betrachtung eine lustvoll gemalte, pastose Farborgie. Und nebenbei gesagt: Ralph Fleck hat offenbar einen Nerv getroffen - als das Bild 2016 entstand, stand die Wohnanlage kurz davor, unter Denkmalschutz gestellt zu werden. Infolge eines Umbenennungs-Wettbewerbs wrude aus dem "Sozialpalast" das "Pallasseum".