Bernard Schultze
Rotes Dornröschen auf Schwarz, 1963-65
Farbplastik montiert auf schwarzer Platte, Öl, Draht, Textilien, Plastikmasse
114 × 75 × 70 cm
signiert und datiert rechte Seite unten: B. Schultze 1963-65; verso Etikett: Württembergischer Kunstverein; auf Ausstellungsetikett betitelt und datiert: rotes Dornröschen auf schwarz: 1963-1965 .
(SCHULB/O 1)
Preis auf Anfrage
Provenienz: Galerie Müller, Stuttgart; Privatsammlung, Süddeutschland
Literatur: Frankfurter Salon, Frankfurt a. M. 1965, Kat.-Nr. 106; Bernard Schultze, Kestner-Gesellschaft, Hannover / Badischer Kunstverein, Karlsruhe, 1966, S. 69, Kat.-Nr. 112; Bernard Schultze, Städtisches Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen 1966, Kat.-Nr. 112; Hans-Jürgen Müller, Kunst kommt nicht von Können, Nürnberg 1976, S. 142; Stephan Diederich / Barbara Herrmann (Hg.), Bernard Schultze. Verzeichnis der Werke, Bd. II: 1939 bis 1989, München 2015, S. 358
Das Wandrelief »Rotes Dornröschen auf Schwarz« aus den Jahren 1963–65 ist ein vorzügliches frühes Beispiel der Emanzipation der bildnerischen Mittel vom Malgrund in den Raum, mit unterschiedlichsten Materialien wie Draht, Pappmaché, Textilien, Polyester, Spachtelkitt und Farbe kreiert. Bernard Schultzes fantasieanregende Werke, die zunächst an wuchernde Landschaften und fratzenhafte Antlitze erinnern, führen in der Folge zur Welt der »Migofs« weiter, zu frei erfundenen Gebilden und Kunstwesen, die für ihn wie Naturgeschöpfe existieren. Die fast immer farbenfroh und detailreich, in akribischer Technik hergestellten Werke wecken stets unterschiedlichste Assoziationen beim Betrachter. Als Wandarbeiten gleichen sie in den Raum wachsenden Skulpturen, deren Kernvolumen aufgelöst ist. Bernard Schultze gehört zu den wichtigen Vertretern des deutschen Informel. Seine Gemälde der 1950er Jahre unterscheiden sich jedoch von den Werken seiner Kollegen und werden häufig als »lyrisch abstrakt« bezeichnet. Es sind verwachsene Landschaften, mit reliefartigen Überlagerungen von Farbschichten, in denen Formen und Farben allmählich nach vorne in den Raum hineindringen und nach und nach der Leinwand zu entwachsen scheinen. Diese Raumergreifungen kulminieren dann in den seit 1961 entstandenen, so genannten »Migofs«, die sich als vollplastische Reliefs aus der Bildfläche herauslösen und im Raum stehen.