K.R.H. Sonderborg
Komposition, zu Franz Kafkas »Amerika«, 1965
Tuschfeder auf Papier, auf Leinwand aufgezogen
102 × 73,5 cm
signiert und datiert u. r.: Sonderborg 65
(SONDEK/M 7)
€ 12.500
K.R.H. Sonderborg gehört zu einer Künstlergeneration, die sich um die Zurückeroberung ihrer künstlerischen Freiheiten nach den schwerwiegenden Einschnitten des Dritten Reiches erfolgreich eingesetzt hat. In seiner 1965 entstandenen Komposition »Komposition, zu Franz Kafkas ›Amerika‹« wird deutlich, wie hoch Sonderborg den Stellenwert der Gattung Zeichnung einschätzt. Er benutzt japanische Tuschfeder und -pinsel mit schwarzer Tusche auf saugfähigem Papier und lässt bewegte Figurationen entstehen, in denen die Kraft als unmittelbare Aktion zu Tage tritt. Wie ein energetisches Gerüst, an Baukräne erinnernd, oder kalligrafische Setzungen aus Fernost muten diese an und erreichen eine gestalterische Offenheit, die sich kaum an künstlerische Regeln binden lässt. Wie in all seinen monochromen Tuscharbeiten widmet sich Sonderborg seinen Hauptthemen, der Suggestion von Dynamik, Rhythmisierung und Strukturierung der Flächen durch Zeichen und grafische Elemente. Diese Form eignet sich seiner Meinung zufolge am idealsten, um die Energieentfaltung, die Dynamik der Linie sowie die Spontaneität der Realisation angemessen zu würdigen. Aufgrund seiner hohen künstlerischen Freiheit in der Ausführung und seinem eigenen Rhythmus gehört Sonderborgs Arbeit zu den herausragenden Werken und steht als Huldigung an die elementare Kraft der Geste und der Form. Der Titel bezieht sich auf Franz Kafkas unvollendeten Roman »Amerika«. Sonderborgs Blatt fängt die Stimmung der wohl hoffnungsfreudigsten und erzählerisch dynamischsten Arbeit des für seine desillusionierenden Werke bekannten Schriftstellers ein.